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Kopschin • Kopšin – ein Idyll am Fuße des Burgwalls

 

Kopschin – das sehr idyllisch in einem kleinen Tal am Bach Satkula gelegene 21-Seelen-Örtchen liegt am Fuße einer alten slawischen Burganlage. Mit seinen Nachbarorten Prautitz/Nucknitz und Lehndorf ist es nur durch kleine Lokalstraßen verbunden. Einst bestand der Ort aus drei Gehöften. Vor einigen Jahren sind zwei Einfamilienhäuser hinzugekommen. Die Kopschiner Schanze tritt heute als bewaldeter Hügel in Erscheinung.

 

 

Bedeutung des Ortsnamens

Der Ortsname wurde von der Bezeichnung für die Burgwallanlage, den Kopschin, übernommen, was so viel bedeutet wie „Brennnessel-Hügel“ (altsorbisch kopriva = „Brennnessel“) [Quelle: Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz. Akademie-Verlag, Berlin 1975] Der erste Ortsname Kobschiwn stammt aus dem Jahr 1343.

Historisch-statistische Angaben »

Der Burgwall als Bühne

1921: "Na hrodźišću" von Jakub Bart-Ćišinski

 

Das Stück "Na hrodźišću" (Auf dem Burgwall) ist ein Werk des bekannten sorbischen Dichters und Pfarrers Jakub Bart-Ćisinski (1856 – 1909) und wurde 1921 auf der höher gelegenen Hauptburg aufgeführt. Es war ein historisches Versdrama über die Vereinigungsbemühungen der elbslawischen und sorbischen Stämme gegen die fränkischen Eroberer und den Verlust der Unabhängigkeit. 50 Darststeller erfreuten in vier Vorstellungen etwa 4.000 Besucher.


1936: "Paliwaka" von Jurij Wjela

 

Die Aufführung "Paliwaka" (Der Lindwurm) wurde 1936 auf der tiefer gelegenen Vorburg aufgeführt. Dieses Werk stammt aus der Feder des Kubschützer Lehrers und Schriftstellers Jurij Wjela (1892 – 1969). Um faschistische Untaten symbolhaft anzuklagen, nutzte er einen sorbischen Sagenstoff zur Tarnung. Dieses Stück wurde beim sorbischen Studententreffen (61. schadźowanka) aufgeführt.

 

 

Die Chronik von Kopschin

1343

Der Name Kobschiwn lässt sich vom altsorbischen kopriva-Brennnessel ableiten, damit dürfte wohl ursprünglich die alte Kopschiner Schanze gemeint sein. Kopschin bezeichnete ein Gebiet, in dem Dill angebaut wurde (1374 Coppfhzrin, 1559 Kopschen - 1617 Hobsiz, 1843 Kopšiny im Pl., 1848 Kopschen) zu kopr, koprik, im VM poprik „Dill“.

1374

Um 1374 wurde der Ort Coppfhzrin genannt.

1511

Im kleinen, nur drei Gehöfte zählenden Weiler Kopschin ist mit Andreas Jeschg, seit anno 1511 bis heute der Name Jeschki belegt.

1700

Bereits Anfang des 17. Jh. gab es wie heute zwei Bauernhöfe im Dorf Kopschin.

1703

Die erste uns bekannte Statistik hat Pfarrer Sende aus Crostwitz in diesem Jahr erstellt. Allein in Kopschin gibt es 3 Häuser, 21 Katholiken und 8 Protestanten.

1865

Unter der Leitung von Kantor Krahl führte der Ostroer Gesangsverein auf der Kopschiner Schanze ein Konzert durch.

1871

1. Dezember Volkszählung sorbischer Kirchgemeinden

Crostwitz ist die größte Kirchgemeinde, in sie gehören: 3559 Katholiken von denen 3058 in den Orten der Kirchgemeinde und 501 in den Orten der lutherischen Kirchgemeinde leben. In dem Ort Kopschin selbst sind es 35 Katholiken.

1880

In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember wurde dem Gutsbesitzer Woleñk in Kopschin aus dem Pferdestall ein Pferd im Wert von mehr als 600 Mark gestohlen. Der Gutsbesitzer lässt gleich telegrafisch in alle Richtungen nach dem Dieb suchen. Noch am selben Tag, gegen Mittag, bekam er telegrafisch aus Wittichenau die Nachricht, dass sie dort den Dieb mit dem gestohlenen Pferd gefasst haben. Es handelte sich um einen Arbeiter; ein gewisser Lehmann aus Jeßnitz.

1890

Kopschin, Nucknitz und Prautitz liegen an der Grenze des Kreises Kamenz zum Kreis Bautzen und bildeten seit 1890 die Gemeinde Nucknitz.

1909

Kopschin, Nucknitz und Prautitz hatten 1909 einen Bestand von 48 Pferden.

1915

Viehzählungen vom 2. Dezember 1912 in den Orten Kopschin, Nucknitz und Prautitz:

45 Pferde, 269 Rinder, 261 Schweine, 20 Ziegen, 809 Geflügel und 13 Bienenstöcke

1921

In diesem Jahr wurde auf der Kopschiner Schanze das Laienspiel „Posledni kral“ gespielt.

1921

Am 28. und 29. Juni sowie am Sonntag, dem 3. Juli fand auf der Kopschiner Schanze das erste original sorbische Drama „Na hrodźišču“ von J. Bart Čišinski statt. Vorgestellt wurde dieses Drama unter freiem Himmel von den beiden Crostwitzern „Towarstwo młodźencow“ und „Towarstwo knježnow“. In vier Vorstellungen hatten 50 Darsteller unter der Leitung von dem großen Verehrer Čišinskis Herrn Joseph Nowak ca. 4.000 Besucher erfreut. Das Schloss wurde vom Meister Lebsa mit Hilfe zweier Kameraden errichtet.

1927

In diesem Jahr zählte unser Ort 27 Einwohner, unter ihnen waren 5 Kinder (5 Jungen).

1936

Aus Protest gegen den Faschismus wurde am 17.08.1936 in Kopschin auf dem Burgwall ein sorbisches Studententreffen (61. Schadźowanka) mit Laienspiel „Paliwaka“ (Lindwurm) veranstaltet.

1938

Zur Vorbereitung auf die Kriegsführung mussten Autobahnen gebaut werden. Dazu wurde viel Material benötigt. So wurden die Steine nicht nur im Steinbruch gebrochen, sondern auch solch historischen Burgwälle wie in Kopschin vorhanden, abgetragen und missbraucht.

1955

Überblick über die Anzahl der Trachtenträgerinnen im Jahr 1955

·         Trachtenträgerinnen insgesamt 2

  • darunter unter 24 Jahre 0
  •  jüngste Trachtenträgerin 49
  • älteste Trachtenträgerin 60

1960

In den 60er Jahren haben auch Manöver der Nationalen Volksarmee in Kopschin stattgefunden.

1974

Zusammenschluss der Orte Horka, Prautitz, Nucknitz, Kopschin und Caseritz zur Großgemeinde Crostwitz. Dadurch wurde das Territorium erweitert und umfasst jetzt 13,32 km2.

1987

In diesem Jahr wurden in Kopschin 15 Einwohner gezählt.

1990

Das Brückengeländer in Kopschin wurde beiderseitig errichtet.

In diesem Jahr wurde die Dorfbeleuchtung durch die Firma Jakubasch in allen Ortsteilen in Ordnung gebracht.

1992

Der Feuerlöschteich in Kopschin wurde entschlammt und seiner Bestimmung übergeben.

1993

Der Ort feiert 650-jähriges Bestehen.

1995

Im September 1995 fand auf der idyllischen Kopschiner Schanze die erste Veranstaltung des sorbischen Jugendvereins „Pawk“ statt. Vorsitzender dieses Vereins ist Jan Budar.

Ca. 50 Jugendliche, Mitglieder und Nichtmitglieder des „Pawk“ aus Radibor, Crostwitz, Bautzen und Ralbitz folgten der Einladung auf die Schanze. Alfons Frenzel aus Rosenthal erzählte allen neugierigen Jugendlichen von den Sorben in Australien. Nach dem Vortrag wurde rege diskutiert am Lagerfeuer.

1996

In diesem Jahr wurde eine Saugstelle in der Satkula als Feuerlöschteich in Kopschin errichtet.

1997

Die Postanschrift für die 22 Einwohner lautet jetzt „Am Burgwall“.Der neue Straßenname löst nach Beschluss des Gemeinderates die bisherige Bezeichnung "Kopschin Nr. 1 bis..." ab.

Der Weg nach Kopschin wurde ausgebessert und der Dorfplatz ausgebaut.

1999

In diesem Jahr wurden in Kopschin 22 Einwohner gezählt.

Zwischen Prautitz und Nucknitz, am Abzweig Kopschin haben unlängst Unbekannte das Hinweisschild mit schwarzer Farbe beschmiert, so dass man nicht mehr erkennen kann, was darauf stand.

Die Einwohner des Ortes Kopschin in der Gemeinde Crostwitz haben an der schlechten Ortszufahrtsstraße selbst die schlimmsten Stellen mit Beton ausgebessert.

Der sorbische Jugendverein „Pawk“ veranstaltete am Donnerstag, dem 09.09.99 um 20.00 Uhr auf der Kopschiner Schanze einen Filmabend. Anschließend wurde noch am Lagerfeuer geplaudert.

Dank Fördermittel konnte die Straße zwischen Nucknitz und Prautitz sowie nach Kopschin teilweise erneuert werden.

2000

Laut Gemeindestatistik leben in diesem Ort 12 weibliche und 11 männliche Personen verteilt auf 6 Haushalte.

2002

Die Bushaltestelle Kopschin/Nucknitz bekommt ein Wartehäuschen.

2007

Verlegung der Wasserleitung in den Orten Kopschin und Nucknitz.

2009

Im Dorfkern wird eine neue Aushangtafel aus Holz montiert. Die Bewohner warten noch auf die versprochene Sitzgelegenheit.

Archäologische Funde

Die ersten archeologischen Funde im Bereich von Kopschin stammen vermutlich aus der Zeit der Lausitzer Kultur, also der Bronzezeit. Es handelt sich um ein Gräberfeld, das südlich des Ortes auf einem der jetzigen Felder gefunden wurde (siehe Bild).

Aufgrund der Lesefunde auf dem Burgwall ist eine Errichtung dieser slawischen Anlage ca. im 10. Jahrhundert wahrscheinlich, wobei sie bis ins 14. Jahrundert hinein genutzt wurde. Eine Nachnutzung ist wahrscheinlich, da auf dem Gelände ein gotischer Schlüssel gefunden wurde.

(Quelle: Museum der Westlausitz Kamenz)

Gotischer Schlüssel
Speerspitze
Elchknochen
Ochsenknochen
Slawische Tonscherben
Slawische Tonscherben