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Sorbischer Imkerverein "Serbska pčólnica"

Zweck des Verein

Im Vereinsleben werden die sorbische Sprache und insbesondere die sorbische Imkerfachterminologie gepflegt. Der Verein trägt mit der Förderung der Bienenzucht aktiv zur Versorgung der Bevölkerung mit Bienenhonig und Wachserzeugnissen bei, wie auch der Befruchtung von Obstbaumblüten sowie der Feld- und Wildblumen.

Kontakt

Johannes Wessela (Vorsitzender)

Gründungsjahr: 1906

Mitglieder (Stand 2019): 27

Bienenvölker: 200

Aus der Geschichte des 100jährigen sorbischen Imkerverbandes "Serbska pčólnica" - 1906-2006

 

Die Anfänge der Imkerei

Schon als sich in der Lausitz die ersten slawischen Stämme niederließen und die landwirtschaftliche Entwicklung begann, lebte das Interesse an der Arbeit mit Bienen auf. Besonders in der Heide arbeiteten Imker mit Wildbienen, die sie in ausgehöhlten Bäumen hielten. Besonders zur Zeit der Herrschaft der Franken war Honig ein wichtiger Bestandteil der Abgaben, die die Sorben als Untertanen zu zahlen hatten. Honig war damals das einzige Süßungsmittel, da Zuckerrüben noch nicht bekannt waren und Zuckerimporte aus den Südländern zu teuer waren. Davon zeugen Dokumente im Kloster St. Marienstern.

Sorben waren auch weit über die Grenzen der Lausitz als sehr gute Imker bekannt. Sogar die russische Zarin Katharina II. ließ Studenten beim Wissenschaftler und Pfarrer Adam Gottlob Schierach in Kleinbautzen zu Imkern ausbilden.

Im 19. Jahrhundert begannen sich Imker in Crostwitz, Ostro, Rosenthal, Purschwitz und Schleife zu treffen, um Erfahrungen und Neuigkeiten der Bienenzucht auszutauschen. Besonders aktiv war der Ralbitzer Witschas. Er organisierte in den Jahren um 1850 Züchtertreffen im Johannisbad Schmeckwitz, wo später der erste Imkerverband gegründet wurde. Die beiden wichtigsten Sprecher des Verbandes waren der Ostroer Kubank und Lehrer Jurk aus Räckelwitz. Doch zum Ende des Jahrhunderts schlief die Tätigkeit des Vereins allmählich ein. Bis heute sind nur mündliche Überlieferungen erhalten.

 

 Gründung des Vereins

 Seit 1905 trafen sich die sorbischen Imker in der Gaststätte Hornig in Crostwitz. Der Gedanke eines gemeinsamen Verbandes begann zu wachsen. Am Tag des Gedächtnisses der Schmerzen Marias im Jahr 1906 wurde im hinteren Raum der Gaststätte der sorbische Imkerverband "Serbska pčólnica" gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Landwirt Jakob Kmetsch gewählt. Er galt als ein sehr guter und wendiger Redner. Stellvertretender Vorsitzender wurde Kantor Hille und Schatzmeister und Protokollant Michael Zschornack. Gründungsmitglieder waren u. a.: Bäcker Jakob Kral, Müller Johann Bart, Michael und Peter Schramm, Tischler Michael Jentsch und Sebastian Sareng.

 

Regelmäßige Treffen

Die Mitgliederzahl wuchs schnell und regelmäßige Treffen fanden nicht nur in Crostwitz, sondern auch in Ralbitz, Ostro, Nebelschütz, Rosenthal und Radibor statt.

Die Imker befassten sich in den Versammlungen mit der Züchtung von Bienenköniginnen, dem Bau von Bienenstöcken, der Erhöhung des Ertrages und dem Ausschneiden und Kochen des Honigs. Honig wurde damals mit Wabe gegessen oder ausgekocht, was für das Honigaroma nicht gut war. Das moderne Ausschleudern des Honigs war damals noch nicht bekannt und wurde erst später eingeführt.

Man befasste sich auch mit neuen Methoden der Züchtung und mit der Wanderung der Bienenstöcke. So fuhr man die Bienenstöcke für einen besseren Honigertrag mit dem Pferde- oder Hundegespann auf eine bessere Weide.

 

Besonders gute Ernte Anfang des 20. Jahrhunderts

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Honigernte besonders gut, sodass die Imker Schwierigkeiten hatten, ihren Honig zu verkaufen. Grund dafür war neben guten Bienenweiden eine sehr hohe Anzahl an Bienenvölkern - in Crostwitz waren es 120 und im sorbischen Imkerverband 1000.

 

Die Auswirkungen der beiden Weltkriege

Der 1. Weltkrieg unterbrach die fleißige Arbeit der sorbischen Imker, denn auch sie mussten weg vom Bienenstock und ins Feld ziehen, ihre tägliche Kleidung mit der Uniform wechseln, den Bienenstock mit der Kaserne oder mit dem Schlachtfeld. Der Krieg hinterließ tiefe Wunden unter den Imkern und 70 Prozent der Bienen starben.

Trotz dieser Rückschläge erwachte der Imkerverband in den zwanziger Jahren zu neuem Leben. Doch schon bald litt der Verband unter der 1933 an die Macht gekommenen faschistischen Regierung. Der Imkerverband wurde in die Crostwitzer, Ralbitzer und Ostroer Ortsfachgruppe Imker geteilt und in den Kreisverband Imker eingeordnet.

Der sorbische Charakter der Imkerversammlungen führte schnell zum Befehl an den Vorsitzenden des Verbandes Michael Scholze, dass während der Versammlungen nur noch deutsch zu sprechen ist. Die Imker begriffen schnell. Sie trafen sich in Wenks Gaststätte und vertranken fast das gesamte Geld aus der Imkerkasse. So fand die Gestapo eine nahezu leere Kasse vor. Sie nahm jedoch sämtliche Bücher und Dokumente des Vereins mit. Deshalb verfügt der sorbische Imkerverband über keinerlei Einträge aus der Zeit bis 1945. Vieles ist in den Händen der Gestapo verschwunden, einiges wurde auch beim Brand des Hauses der Sorben in Bautzen vernichtet.

 

Wiederaufnahme der Arbeit nach dem zweiten Weltkrieg

Sofort nach dem 2.Weltkrieg nahm der sorbische Imkerverein seine Arbeit wieder auf. Schon bald gesellten sich die Mitglieder des Rosenthaler Vereins "Wrjós" hinzu. Im Jahr 1945 befassten sie sich besonders mit dem Problem des fehlenden Zuckers für die Fütterung der Bienen im Frühherbst. Der Dorfimker musste einen Großteil seines geernteten Honigs an die VEAB abgeben. Dafür bekam er im Verhältnis von 1 : 3 den dringend benötigten Zucker.

Weiterhin empörte die Imker die vorgesehene Eingliederung des Imkerverbandes in den Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter. Dies rief heftige Diskussionen hervor. Der sorbische Imkerverband sah es als seine Aufgabe, die Selbständigkeit des Vereins und den Namen "Serbska pčólnica" zu erhalten. Die entsprechende Zusage erhielt er nach einer Bittschrift  an das Ministerium für Landwirtschaft der DDR in Berlin.

 

50. Jubiläum des Sorbischen Imkervereins

In Vorbereitung des 50. Jubiläums des Sorbischen Imkervereins, das am 13. Mai 1956 in der Gaststätte Wenk gefeiert wurde, beschäftigten sich die Mitglieder mit der Geschichte des Vereins. Der langjährige Vorsitzende Michael Scholze berichtete über die Geschichte des Verbandes bis zum Jahre 1933 und Lehrer Benno Elle aus Horka schrieb einen umfangreichen Bericht.

 

Einrichtung einer Station zur Befruchtung der Bienenköniginnen

Für den langjährigen Vorsitzenden Georg Elle aus Leopold war die Fortbildung der Imker auf dem Gebiet der Züchtung von Bienenköniginnen ein wichtiges Thema. Wie aus Versammlungsprotokollen hervorgeht, bemühte sich der Verein erfolgreich um die Einrichtung einer Station zur Befruchtung der Bienenköniginnen im Wald bei Buschschänke, um ein reinrassiges Züchten zu ermöglichen.

 

Freundschaftliche Beziehungen nach Tschechien und Polen

In den 70er Jahren kam es zu freundschaftlichen Beziehungen mit tschechischen und polnischen Imkern. Noch heute denken die Mitglieder gern an die gemeinsamen Treffen und Ausflüge zurück.

 

Neue Herausforderungen nach der politischen Wende 1989

Mit der politischen Wende 1989/90 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Vereins "Serbska pčólnica". Die Marktwirtschaft brachte den Imkern neue Herausforderungen beim Absatz ihres gewonnenen Honigs und Wachses.